Das historische Weingut an der A 63 verfügt über eine neue Vinothek mit großer Lagerhalle. Geplant sind thematische Wein-Events sowie private Proben und andere Veranstaltungen.
NIEDER-OLM – Die fünfte Generation hat die sechste schon auf dem Arm. Aber auch baulich ist im Hause Debo die Zukunft gesichert. Das Nieder-Olmer Weingut Eulenmühle, das Christian Debo gemeinsam mit seinem Vater Kurt Debo führt, hat sich erweitert. Und wie. Nach Schätzung der Gastgeber waren es deutlich mehr als 1000 Besucher, die am vorigen Wochenende die neue Vinothek besichtigt haben. Und die neue Halle, die als Flaschenlager für den Ab-Hof-Verkauf dienen soll. 220 Quadratmeter ist die Vinothek groß, locker das Doppelte an Fläche misst die Halle.
Wohnhaus und Keller sind etwa 500 Jahre alt
„Jetzt bin ich jung – wenn wir was Großes machen, dann jetzt“, sagt Christian Debo. Mit Frau, Kind und Eltern wohnt der 33-jährige Familienvater auf dem Hof, den die Vorfahren 1890 übernommen hatten. „Wohnhaus und Keller sind wohl 450, 500 Jahre alt“, sagt Kurt Debo. Die Eulenmühle liegt am Saulheimer Bach, einem Zufluss der Selz, der direkt am Grundstück der Familie Debo die A 63 unterquert. Debo Senior erinnert sich noch, wie die Autobahn in den 70ern von Mainz aus in Nieder-Olm ankam, erst hier endete, dann verlängert und durch die Rampe direkt neben der Eulenmühle angebunden wurde.
Die neue Halle, bis zu 15 Meter hoch, schirmt den idyllischen Hof vom Lärm ab. Wobei sich niemand im Hause Debo über die Autobahn beklagt. 1997 wurden die Ackerflächen verpachtet, der Betrieb konzentrierte sich auf den Weinbau und stieg immer stärker in die Flaschenweinvermarktung ein. Die Lage ist ideal, der Hof ist für Pkw-Pendler ohne Umwege zu erreichen. Der Großteil der Kundschaft stammt aus einem Radius von maximal 50 Kilometern. Die Nachfrage legte es nahe, zu wachsen. Von 13 Hektar Rebfläche ist noch auf der Homepage die Rede, 20 sind es mittlerweile, die nächsten fünf sollen folgen. Der Betrieb ist klassisch rheinhessisch strukturiert, 70 Prozent Weißweinanteil, mit regionalen Klassikern und Trendsorten wie Cabernet Sauvignon.
Und dem Ehrenfelser. Wer sich über die Weißweinsorte informieren möchte, findet schnell heraus, welch heikle Quelle das Internet ist. Von einer Kreuzung aus Riesling und Silvaner liest man vielfach, „im Unklaren“ ist die Herkunft für andere Fachportale, von Riesling und Knipperlé als Stammväter berichten wieder andere. Letzteres stimmt laut Christian Debo. „Das ist eine uralte Rebsorte, vielleicht 50 Hektar werden in ganz Rheinland-Pfalz angebaut, und es werden immer weniger. Wir haben einen uralten Weinberg gepachtet und auch neu angelegt.“ Auf 0,6 Hektar bauen die Debos den nach der Burg bei Rüdesheim benannten Weißwein an – und holten mit dem feinherben 2015er den zweiten Platz beim internationalen Wettbewerb AWC Vienna.
Urkunden und Auszeichnungen kann der Familienbetrieb zu Genüge vorweisen. „Grand Gold“ bei der jüngsten Riesling Trophy, den silbernen Preis bei der DLG-Bundesweinprämierung für einen Müller-Thurgau, dreimal Gold für alle drei Seccos seitens der Landwirtschaftskammer. Das „Haus der besten Schoppen“-Schild hängt an der alten Vinothek. Die Neue ist seit sieben Jahren in Planung, doch die Lage zwischen Überschwemmungsgebiet und Autobahn brachte einige behördliche Extrarunden mit sich. Am Konzept mit fast komplett gläsernen Außenwänden sowie Eichenholz und Metall als prägenden Elementen der Innenausstattung wurde seither immer wieder gefeilt. Im Außenbereich prägen Sandsteinfarben und der mit Sandstein-Quadern abgesicherte Hang das Bild.
Man blickt, ob von den 120 Plätzen drinnen oder den rund halb so vielen auf der Terrasse, auf das grüne Bach-Idyll, den Brunnen, das alte Bestandsgebäude, die Betriebsstätte. Für Veranstaltungen ist die Vinothek gedacht, thematische Wein-Events der Hausherren selbst sowie private Weinproben, Geburtstage, Hochzeiten oder Tagungen. „So etwas fehlte in Nieder-Olm“, sagt Christian Debo.